Energiewende
„Die Energie der Natur nutzen“
Zum CSU-Stammtisch „Energiewende“ kamen allerlei Experten, um die Ramsauer über die facettenreiche, klimafreundliche Stromerzeugung aufzuklären.
Unter dem Motto „Energiewende auch in der Ramsau“ lud die CSU Ramsau zu einem Informations- und Diskussionsabend in den Gasthof „Auzinger“ am Hintersee ein.
Neben den Vorträgen von Experten zu Biomasse-Energie, Biogasanlangen und Wasserkraft stand das brandaktuelle Thema Hochwasserschäden im Raum.
„Der Ortsteil Hintersee war in den vergangenen Tagen Schauplatz einer Beinahe-Katastrophe“, leitete Ortsvorsitzender Sepp Maltan das Thema ein. So bat er den Bürgermeister, über die neuesten Ereignisse und Maßnahmen aufzuklären, richtete seinen Dank aber auch an die vielen ehrenamtlichen Helfer: „Leib und Seele der Ramsauer Bevölkerung sind noch einmal verschont geblieben. Darum sage ich an dieser Stelle Vergelt’s Gott der Ramsauer Feuerwehr.“
Keine Bagatellisierung
Bürgermeister Herbert Gschoßmann stellte unter anderem klar, dass man nichts bagatellisieren sollte. „Es war in den Medien von einer ›moderaten‹ Flutwelle die Rede, wäre der Damm am Hintersee gebrochen. Das ist weit untertrieben.“ Er betonte die Gefahr der Unterschätzung des Hochwasser-Risikos und zeigte aussagekräftige Bilder des verwüsteten Klausbachtals. „Der Schaden liegt im sechsstelligen Bereich. Auch die veröffentlichte Aussage, der Wasserstand sei nur einen Meter gestiegen, sei untertrieben, es waren 1,55 Meter.“ Laut Gschoßmann bestünde akuter Handlungsbedarf. So werde noch in dieser Woche das Geröll aus dem Klausbachtal herausgefahren. Sofortmaßnahmen müssten auch in Form einer Erneuerung der beschädigten Dämme umgesetzt werden. Abschließend mahnte der Bürgermeister: „Wir haben noch einmal Riesenglück gehabt.“
Richard Grassl, Kreisrat und zuständig für das Klimaschutzkonzept des Landkreises, führte anschließend durch den Abend. Bei seiner Einführung in das Thema „Erneuerbare Energien“ zeigte er den Ramsauer Bürgern Möglichkeiten auf, um auf verschiedenste Weise Strom zu gewinnen.
Fachmann und Geschäftsführer der BioEnergie Berchtesgadener Land GmbH, Arnold Fellinger, referierte anschließend über das Biomasse-Heizkraftwerk, das mittlerweile den Markt Berchtesgaden, die Schönau und Teile von Bischofswiesen mit Wärme und Strom versorgt. Zur Gewinnung der Energie wird Biomasse in Form von Holzschnipseln unbrauchbarer Holzreste aus verschiedenen Firmen verbrannt. „Wir sind ein rein wärmegeführtes Bio-Heizkraftwerk, das heißt, es wird keine Wärme vernichtet wie bei anderen Anlagen, um mehr Strom zu erhalten.“ Es gebe zwei Kessel, einen mit einer Ökostromanlage und 1 200 kwh und einen zweiten, bei dem die erzeugte Wärme Wasser erhitzt. 50 Millionen Kilowattstunden an dieser Wärme werden ausgeliefert. 80 000 bis 90 000 Schüttraummeter an Biomasse müssen verbrannt werden, um die drei Gemeindegebiete versorgen zu können. „Wir haben in unserer Anlage den modernsten Stand der Technik“, erzählte Fellinger den Ramsauern.
Landwirtschaft mit Biogasanlage
Auch andere Energiegewinnungskonzepte, die als klimafreundlich bezeichnet werden, wurden vorgestellt. Um zu erklären, wie eine Biogasanlage funktioniert, kam Bäuerin Gitti Leitenbacher aus Teisendorf. Auf ihrem landwirtschaftlichen Betrieb mit Kälberaufzucht betreibt ihre Familie seit 1997 eine Biogasanlage. Wichtig hierbei seien laut Leitenbacher die ständige Verbesserung der Anlage und die Verantwortung, die dahinter steckt. „Man sollte sich nicht leichtfertig eine Biogasanlage anschaffen, ohne über die Arbeit nachzudenken. Wir haben in den letzten 15 Jahren ständig daran gearbeitet und nach der richtigen Menge an vergärbarem Material gesucht. Wir haben mittlerweile eine 300-kw-Anlage.“ Mit dem bei der Gärung entstehenden Methangas werden Turbinen zur Stromerzeugung angetrieben. Auf dem Hof von Gitti Leitenbacher werden 38 Prozent Gülle, 3 Prozent Mist, 28 Prozent Mais, 31 Prozent Gras und 10 Prozent Ganzpflanzen-Silage im Kessel vergoren.
Als nächster Vorreiter auf dem Gebiet Energiewende in der Ramsau referierte Franz Dieterich.
Er sieht die Zukunft der Stromerzeugung örtlich in der Wasserkraft und hat dafür auch schon eine Idee: ein Wasserkraftwerk in Höhe des Felsentores. Dort würden, laut Dieterich, die Richtlinien erfüllt, genauso wie am Ausgang der Wimbachklamm. Damit sind die Naturschützer jedoch nicht einverstanden. Paul Grafwallner vom Bund Naturschutz Berchtesgaden bezweifelte in einer Wortmeldung, ob ein Kraftwerk so nah am Nationalpark möglich sei und erinnerte an die Fische, die dadurch Schwierigkeiten bekämen.
Zum Abschluss des Vortragsabends sprach Wolfgang Hirner von der VR Energie Genossenschaft aus Freilassing über die Möglichkeiten, eine Fotovoltaik-Anlage zu finanzieren. Er erklärte zusätzlich den Begriff „Bürgerkraftwerk“, wonach sich die Bürger in einer Gesellschaftsform zusammenschließen und sich gemeinsam für ein klimafreundliches Kraftwerk einsetzen können.
Quelle: Berchtesgadener Anzeiger (Annabella Voss)